MENSCHEN

von / by

Jürgen Todt

Vernissage: Freitag / Friday, 07.06.2024 / 18-22 Uhr

Öffnungszeiten / Opening hours:
Samstag / Saturday, 08.06.2024 / 13–19 Uhr
Sonntag / Sunday, 09.06.2024 / 13–19 Uhr

Die Kamera begleitet Jürgen Todt jeden Tag. Seine langjährige Arbeit als Tonmann beim Fernsehen ermöglicht ihm besondere Zugänge zu den Menschen zu finden. Er kommt ihnen nah, ohne dass dies bemerkt wird. Der Tonmann wird ausgeblendet. Er ist sichtbar unsichtbar. Er hört und sieht. Sein Beruf schenkt ihm einen besonderen Reichtum an Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, die er mit der Kamera, teilweise über Jahre fest hält.
Das tägliche Fotografieren ist Teil von ihm geworden, auf Streifzügen durch die Stadt oder bei Begegnungen mit Freund*innen.

In seiner Fotografie blickt er mit großer Zärtlichkeit, fassungslosem Erstaunen, unverhohlener Neugier und beißendem Humor auf seine Zeitgenoss*innen.
Als Betrachter*in erkenne ich mich in der tragischen Komik, in entglittenen Gesichtszügen und unkontrollierten Gefühlsausbrüchen wieder. Da ist etwas ungehemmt, ungebremst und ungefiltert und das ist irre lustvoll. Vermeintlich Indiskretes, intimes oder privates steht mit souveräner Gelassenheit da und fordert seinen Platz. Alles ist nebeneinander. Alles gehört dazu.
Einfach purer Mensch, genau wie ich. Nackter Raver, spielende Kinder, ein schmerzverzerrtes Gesicht, in den Mund gestopfte Torte, das Auflachen eines Politikers, ein verrutschtes Gebiss, Rückenverspannungen. Die Bilder kommen sehr nah ohne bloßzustellen.
Es ist als würden alle Porträtierten miteinander kommunizieren, sich gegenseitig sehen, gleichberechtigt und wunderschön.

Text: Judith Adam

The camera accompanies Jürgen Todt every day. His many years of work as a sound man for television productions has enabled him to develop new approaches to people. He comes close up to them without their noticing. The sound man is blanked out. He is visibly invisible. He listens and watches. His profession offers him an exceptional wealth of encounters with a wide range of individuals, whom he captures in photos, some of them over many years. Taking photographs every day has become part of him, whether on strolls through the city or in encounters with friends.

In his photographs, he looks at his contemporaries with great tenderness, stunned amazement, unconcealed curiosity, and biting humor. As a viewer, I recognize myself in the tragic comedy, in the slack facial features and uncontrolled emotional outbursts. There is something uninhibited, unrestrained, and unfiltered in the photos—and it is weirdly sensuous. The ostensibly indiscreet, intimate, or private stands there with confident equanimity and demands space for itself. Everything exists in parallel. Everything is part of it.
Simply pure people, just like me. Naked ravers, playing children, a face contorted with pain, cake being stuffed into someone’s mouth, a politician’s burst of laughter, slipped dentures, back pains. The pictures get up close without exposing. It is as if all the people portrayed communicate with each other, see each other, on an equal footing and wonderful.

text: Judith Adam, translation: Amy Klement